Das Kind |
Folge
sieben Und in der siebten Stunde ruhte der Herr –
so steht es wohl in der Bibel und so soll es wohl sein. Wir hier im Pastorat
leben selbstverständlich gottgefällig. Also ruhen wir in der siebten Stunde.
Das kommt auch ungefähr hin, so zirka um dreizehn Uhr: Mittagsschlaf! Zumindest
für ein kleines Kind. Gut, manchmal auch für die, nun ja, größeren Kinder.
Auf jeden Fall aber ist der Mittagsschlaf die Gelegenheit, all das zu erledigen,
das eine Aufmerksamkeit erfordert, die nebenbei nicht auch noch mit der Raupe
Nimmersatt beschäftigt sein kann. „Papa, bringst du mich ins Bett?“ Und
Papa bringt das Kind ins Bett und preist den Herrn für die Erfindung des
Mittagsschlafes. In der siebten Stunde ruhte der Herr – ein sympathischer
Herr. Doch mit dem gottgefälligem Leben ist es
jetzt vorbei, das Kind hat vor vierzehn Tagen seinen Mittagsschlaf abgeschafft.
„Nele macht auch keinen Mittagsschlaf mehr, und die ist schon vier!!“ Wie könnte
man sich einer solchen Argumentation entziehen? Nun macht das Kind also MittagsPAUSE. In
seinem Zimmer. Es spielt (polter!!) und versucht dabei ganz leise zu sein
(krawumm!!), liest ein Buch (rrrrummms!!, „Aua!!“), malt („MISTEKISTE, was
ist denn das??“) oder singt. Speziell das Singen hat etwas und dröhnt
jetzt zur Mittagsstunde durchs ganze Haus. Und weil auch dieses Singen gottgefällig
ist, wollen wir es natürlich nicht unterbinden: „Lasst
uns miteinander, lasst uns miteinander, singen, loben, preiseln den Herrn.
Laaaaasst uns das gemeiiiiiinsam tun, singen, loben, preiseln den Herrn! – kurze
Pause, ... rrrrummms!!, „Aua!!“ – und dann geht es weiter mit LAUDATO SI,
OMI O SIGNOHOHORE und so weiter und noch sehr viel weiter. Uromi – siehe Folge
eins – hat schon nach fünf Wiederholungen des Refrains um Gnade gebeten. Sie
sollte trainingshalber mal ihre Mittagspause bei uns verbringen. Nun aber rollt Weihnachtliches auf uns zu.
Meine Pastorin und ich sind uns sehr einig, dass das spätsommerliche
Adventsgetue mindestens abartig ist. Advent beginnt am ersten Advent, und
Lebkuchen kommen uns vorher nicht ins Haus. Weihnachtslieder gehören zu
Weihnachten, und „Schneeheeflöckchen“ wollen wir erst hören, wenn wir draußen
welche sehen. Doch das Kind ist im Spatzenchor und muss für
die Seniorenadventsfeier üben. Also werden wir dauerbeschallt mit adventlichem
und weihnachtlichem Liedgut, dass es nur so eine Freude ist. Um dem weihnachtliche Gedudel etwas
entgegenzusetzen, kann man als Betroffener immerhin das einen oder andere Lied
variieren. Aus dem lieblichen „In der Weihnachtsbäckerei, gibt es manche
Leckerei ...“ wird flugs ein „In der Weihnachtsschlachterei, erklingt so
mancher spitze Schrei ...“ und aus „Oh Tannenbaum“ lässt sich beim nächsten
Bad immerhin ein „Oh Wannenschaum“ kreieren. Sie sollten diese Methode
allerdings mit Vorsicht anwenden. Manche Kinder geraten bei so etwas leicht in
Wut: Ich hatte nach „Oh Wannenschaum“ nicht nur das Kind zu trocknen. Aber dann haben wir es überstanden, es wird Advent, die Lebkuchen dürfen ins Haus und alle Lieder werden wieder in der Originalversion gesungen. Bleibt noch die Frage, was zu Weihnachten auf den Tisch kommt: eher etwas aus der Weihnachtsbäckerei oder eher etwas aus der Weihnachtsschlachterei. |
|
|