Rainer Kolbe Das Kind

 

242 Gurke geht?

„Ferienzeit! Nana na nana! Ferienzeit! Das ist die beste Zeit!“ singt das große Kind fröhlich und hüpft durchs Haus und in den Garten und durch den Garten und wieder ins Haus.

Wenn es denn hüpft. Denn Ferienzeit bedeutet auch: ausschlafen dürfen! Zwar nicht gerade für alle Beteiligten, denn erstens hat die Lieblingspastorin noch keine Ferien, und zweitens ist das kleine Kind am frühen Morgen an seinen Eltern und an einem Frühstück interessiert. Seine Schwester lässt es in Ruhe.

Das große Kind darf also ausschlafen, und es soll das genießen und Kräfte tanken und sich später einmal an diesen unerhörten Luxus erinnern. Später, also nach den Sommerferien, wird es in die dritte Klasse gehen. Und ab der dritten Klasse beginnt in unserer Dorfschule der Unterricht um 7.15 Uhr...

Es sind Ferien! Das Kind verbringt sie mit seiner Familie in den Wäldern Schwedens. Lassen Sie uns die Zeit nutzen einen kleinen Blick zurück zu tun. Denn immerhin ‒ als diese Serie vor rund fünf Jahren begann, war das große Kind so klein wie es das kleine Kind heute ist. So müsste sich beim kleinen Kind doch alles wiederholen? Klar, ein eigener Mensch, aber eben auch ein dreijähriges Kind wie alle anderen dreijährigen Kinder. Ein kleines Kind, wie es das große einmal war. Oder?

Bestimmt kennen Sie den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“, in dem für den Helden jeder Tag gleich beginnt und seinen Lauf nimmt und unabänderlich scheint. Ist das Leben mit dem zweiten (dritten, vierten...) Kind also nur so eine Art Aufguss des schon erlebten Lebens? Oder war das erste Kind vielleicht nur der Prototyp zu einem erfolgreichen Serienmodell?

Machen wir die Probe. Prüfen wir, ob sich das Leben in der Familie in den Jahren ändert oder alles bleibt, wie es ist. Greifen wir also wahllos in die Fülle der Geschichten, die vor vielen Jahren auf dieser Seite standen: „Gurke geht“, Folge 37:

„Was also geht und was geht nicht? Beginnen wir mit den Getränken: Karottensaft geht gut, Apfelsaft mit Leitungswasser (kein Mineralwasser!). Beim Abendmahl geht Traubensaft, sonst nur manchmal. Orangensaft ist ohne Chance.“

Und heute? Karottensaft ist der Hit! Apfelsaft, Apfelschorle, Orangensaft, geht alles. Nur zum Abendmahl gehen wir nicht. Das kleine Kind ist ein wenig lebendiger als es das große damals war...

„Nudeln gehen immer. Aber ohne Soße und mit viel Reibekäse. Mit sehr viel. Toastbrot geht immer und Knäckebrot auch, echtes Brot nur eine halbe Scheibe (die Rinde stört überraschenderweise nicht!). Rosinenbrötchen geht immer, besonders gut, wenn es dick beschmiert ist mit Leberwurst.“

Und heute? Stimmt alles noch und wieder. Ausnahme: Brotrinde ist eklig. Und statt dick Leberwurst wird dick Weichkäse bevorzugt.

„Möhre geht gut, Paprika auch, Pilze gar nicht. Tomate geht nur warm, zum Beispiel mit Käse überbacken. Salat geht gar nicht. Es sei denn, ich schnippele Gurken in Scheiben, gebe Salz und Pfeffer dran: ‚Danke, Papa!! Wie lecker!! Gurkensalat!!’ Schafskäse geht gar nicht, Ziegenkäse wird gerne genommen.“

Und heute? Alles Mumpitz, alles eklig: Gurke, Tomate, Schafskäse, Pilze, Paprika...

„Was aber nie ging und nicht geht: Obst. Während andere Kinder stundenlang auf Apfelspalten kauen und Erdbeeren eimerweise vernichten – nichts. Apfelsaft eben nur mit Leitungswasser, vom Apfelkuchen nur der trockene Boden. Im Restaurant wird zwar Pfannkuchen mit Apfelmus bestellt, doch das Schälchen mit dem Mus wird rübergeschoben.“

Und heute? Jaaa!! Obst geht!! Mal eine Banane, Weintrauben gerne, Apfelspalten fallweise. Und eimerweise Erdbeeren!!

Sind eben doch zwei Individuen, meine Kinder...

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