Rainer Kolbe Das Kind

 

251 Hosenkauf, reloaded

Vor gut einem Jahr war auf dieser Seite schon einmal vom Hosenkauf die Rede: „Hosenkauf ist Vertrauenssache“. Doch nicht von der Notwendigkeit des Kinderhosenkaufs soll heute die Rede sein.

Ich selbst war es, der gestern zum Höker wollte, um den Kühlschrank aufzufüllen, ich schwang mich auf mein Rad ‒ da gab es ein hässliches Geräusch und meine Hose hatte ein unansehnliches Loch. Natürlich an der Stelle, die man eher nicht so gut flicken kann.

Also musste eine neue Hose her. Ich zog eine schon etwas unansehnliche, aber lochfreie ältere Hose an, die sonst eher bei der Gartenarbeit Verwendung findet, nahm das große und das kleine Kind links und rechts an die Hand und ging zur Bushaltestelle, um in die nächste Kreisstadt zu gelangen. Gelang ganz mühelos.

Wir erreichten die Kreisstadt, stiegen aus dem Bus, da skandierten die Kinder schon „Wir wollen Eis!! Wir wollen Eis!!“ Ja, gut, der Spätsommer ist gülden, aber gleich ein Eis?! Gab es nicht gestern ein Eis, wird es nicht morgen ein Eis geben? Können wir nicht erstmal nach einer neuen Hose schauen? Angesichts einer nahen Bäckerei handelte ich die Kinder auf Laugenkastanien herunter.

Auf dem Weg zum Fachgeschäft für Herrenbeinkleider fiel mir ein, dass das kleine Kind unbedingt neue Hausschuhe benötigte. Also machten wir einen kleinen Abstecher in einen nahen Schuhladen, aber Sie glauben ja gar nicht, wie hässlich Kinderhausschuhe sein können.

Nun hatten die Kinder Durst und ich eigentlich auch. An einem nahen Kiosk erwarben wir etwas zu trinken, natürlich so etwas unschönes Leckeres, das es zuhause niemals gibt, sondern nur, wenn wir unterwegs sind.

Wir tippelten weiter. Ganz nahe bei lag eine Buchhandlung, in der ich ‒ wirklich nur kurz! ‒ ein wenig stöbern musste. Das kleine Kind wühlte derweil in der Tonne mit den kleinen Büchern für kleine Kinder, das große Kind las sich in einem großen Pferdebuch fest.

Kaum waren wir aus der Buchhandlung wieder raus, fiel mein Blick auf einen nahen Schuhladen, nächster Versuch, ja, da waren schöne Schuhe bei, aber Sie glauben ja gar nicht, wie teuer Kinderhausschuhe sein können.

Auf dem Weg zum Fachgeschäft für Herrenbeinkleider ‒ schon fast in Sichtweite ‒ fand ich im dritten Schuhladen dann Kinderhausschuhe, die an die Füße des kleinen Kindes passten und mir sogar gefielen (auch vom Preis her). Das kleine Kind aber weigerte sich, fand die Schuhe hässlich und kündigte mit der Ernsthaftigkeit eines Dreijährigen an, sich fürderhin zu weigern, diese Schuhe im Kindergarten zu tragen. Ich kaufte sie trotzdem.

Nun aber galt es, das Fachgeschäft für Herrenbeinkleider aufzusuchen. Allerdings hatten die Kinder wieder Durst. An einem nahen Kiosk erwarben wir etwas zu trinken, natürlich wieder so etwas unschönes Leckeres, das es zuhause niemals gibt, sondern nur, wenn wir unterwegs sind, dieses Mal nur in einer anderen Farbe.

Wir gingen weiter Richtung Fachgeschäftes für Herrenbeinkleider ‒ da meldete das große Kind ein dringendes Bedürfnis an. Die öffentliche Toilette fanden wir schnell, die war ganz in der Nähe des Stadtschlosses, war ja auch ausgeschildert.

Allerdings liest ein achtjähriges Kind alle Schilder laut vor, die so in der kreisstädtischen Landschaft herumstehen, und gleich unter dem Schild mit Hinweis auf die öffentliche Toilette stand das Schild mit dem Hinweis auf den öffentlichen Spielplatz, und so konnte das dreijährige Kind mir unmissverständlich bedeuten, fürderhin keinen Schritt mehr zu tun, der nicht in der Richtung auf diesen Spielplatz führte.

Ja, und irgendwann mussten wir dann zur Bushaltestelle zurück, der Bus aufs Dorf fährt ja nicht so oft. Es soll in der Kreisstadt ein Fachgeschäft für Herrenbeinkleider geben. Gesehen habe ich keines.

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