Das Kind
Erzählungen von Rainer Kolbe

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Folge neunundvierzig
Allein unter Spielplatzmüttern

Sind Sie der echte Papa? Oder wenigstens ein echter Papa? Haben Sie in der letzten Woche an dieser Stelle auf dieser Seite den Vaterschaftstest gemacht? Wenn nein, gehen Sie jetzt bitte zur Altpapiertonne und fischen Sie die Ausgabe von letzter Woche wieder heraus und holen das umgehend nach. Wir lesen uns dann später wieder.

Wenn Sie aber den Test schon gemacht haben, dann zählen Sie bitte Ihre As und Bs und Cs – hier ist des Rätsels Lösung:

Sie haben überwiegend (A) angekreuzt: Sie sind gut zum Kind – es MUSS also Ihres sein! Dabei sind Sie auch ein ganz normaler Papa: Manchmal ein wenig überfordert und manchmal ein wenig unterfordert. Sie haben ein paar Macken – aber ein paar Macken hat ihr Kind ja auch.

Sie haben überwiegend (B) angekreuzt: Sie sind gut zum Kind – es MUSS also Ihres sein! Dabei sind Sie auch ein ganz normaler Papa: Manchmal ein wenig überfordert und manchmal ein wenig unterfordert. Sie haben ein paar Macken – aber ein paar Macken hat ihr Kind ja auch.

Sie haben überwiegend C angekreuzt: Sie sind gut zum Kind – es MUSS also Ihres sein! Dabei sind Sie auch ein ganz normaler Papa: Manchmal ein wenig überfordert und manchmal ein wenig unterfordert. Sie haben ein paar Macken – aber ein paar Macken hat ihr Kind ja auch.

Soweit also die Theorie der Vaterschaft. Nun kommen wir wieder zur Praxis. Und die ist immer eine ernste Sache.

Auch wenn ein Mann mit Kinderwagen heutzutage noch nicht einmal in der Provinz Aufsehen erregt – wie anders war das zu der Zeit, als ich ein kleiner Bub war! – so ist er doch noch längst nicht Standard des Dorfbildes. Folglich bin ich mit meinem Kind auf dem Spielplatz meist der einzige Papa mit Kind. Alle anderen Erwachsenen auf dem Spielplatz sind Mütter. Und schon fühle ich mich gut. Nicht etwa, weil hier so viele betrachtenswerte Frauen abhängen, sondern weil ich der einzige Mann bin, also der einzige wirkliche ernst zu nehmende Vater, der einzige Vater, der sich wirklich für sein Kind engagiert, ihm spielend und buddelnd die Welt erklärt. Der Super-Papa eben.

Aber da naht ein zweiter Papa. Meine Güte, was für eine wackelige Karre mutet der denn seinem Kind zu? Und wieso ist es viel zu warm (zu kalt, zu bunt, zu langweilig) angezogen? Und diese viel zu große (zu kleine, zu billige, zu teuere, zu dicke, zu dünne, zu dreckige, zu hässliche) Mütze! Bei Gott, und die Haare, viel zu lang (zu kurz, zu bunt, zu struppig, zu artig, zu dreckig)! Das arme Kind!

Eifersucht unter Vätern, es gibt sie. Argwöhnisches Betrachten und Belauern: Spielt er mehr mit seinem Kind als ich mit meinem? Ist er lieber? Erklärt er die Welt besser und buddelt dabei auch noch tiefer? Männer sind schon recht simpel. Immerhin: Meistens verlaufen solche Begegnungen unblutig. Meistens.

Ein besonderer Fall von einer ganz anderen männlichen Eifersucht ergab sich aus dem Lispeln: Lithpeln. Das Kind war mit den Großeltern mütterlicherseits in der fernen großen Stadt und dort im Zoo. Und kehrte begeistert zurück. „Wie war’s bei Oma und Opa?“ „Ich war mit Oma und Opa im Thoo und habe thüthe Thebrath gethehen!! Thooo Thüüüth!!“

Tja, und jetzt reicht der Platz jetzt hier wieder nicht, um den weiteren Fortgang zu berichten – ich muss Sie jetzt noch einmal auf die kommende Woche vertrösten...

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