Das Kind
Erzählungen von Rainer Kolbe

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Folge dreiundfünfzig
Die Zukunft des Kindes

Seit gut einem Jahr begleiten Sie auf dieser Seite in dieser Zeitung schon das Kind beim Größerwerden. Ein Jahr, das ist bei einer Vierjährigen immerhin ein Viertel der Gesamtlebenszeit! Überlegen Sie einmal, was Sie vor einem Viertel Ihrer Lebenszeit gemacht haben, wo Sie gerade waren und vor allem: mit wem... überraschend, nicht? Und das gilt natürlich auch für die Kleinen.

Wenn ich jetzt die „alten“ Geschichten noch einmal lese, dann merke ich erst, wie groß mein Kind geworden ist und wie anders als vor einem Jahr es heute denkt und redet und nervt und spielt. Wie überraschend anders vieles andere geworden ist, wie anders ich geworden bin – und wie anders wir miteinander geworden sind, das Kind und ich.

Nehmen wir einmal ein ganz alltägliches Beispiel. Der Kindergartenbus kommt angebrummt und hält an der alten Eiche, mein Kind fällt samt seinem wie immer umfangreichen Gepäck aus der Tür in meine Arme. Vor einem Jahr sagte ich an dieser Stelle: „Hallo, mein kleiner Schatz! Wie schön, dass du wieder da bist! Wie geht es dir? Wie war es im Kindergarten?“ Heute sage ich: „Na?“

Das ist übrigens viel liebevoller als die lange, lästige Fragerei, mit der ich das Kind vor einem Jahr noch völlig aus seinem Konzept gebracht habe. Denn durch mein knappes „Na?“ hat es selbst mehr Zeit, alles zu erzählen, was es erzählen will. Und es will ja alles erzählen! Alles!! Auch alles, das ich längst weiß! Alles!!

Aber eigentlich ist es ja auch egal, wie lang ich meine Fragen formuliere, denn das Kind redet ohne Ende. Ich bin seit zwölfeinhalb Monaten nicht mehr am Ende eines meiner Sätze angekommen, weil mich die Lütte so gerne unterbricht. Da stelle mer uns janz dumm und fragen: Wat es en Dampfplaudermaschin?

Kurz: Der Vater entwickelt sich und das Kind auch und beide miteinander sowieso. Ich denke, ein paar Geschichten vom Kind könnte ich noch erzählen, ein paar neue Erlebnisse kommen hinzu, und das eine oder andere könnte Sie unterhalten.

Doch es droht Ungemach! Denn die Redaktion dieser Zeitung überlegt, ob ein Jahr nicht genug sei. Ob hier an dieser Stelle, auf dieser Seite jetzt nicht einmal gänzlich andere Dinge stehen sollten. Sudoku vielleicht.

Deshalb sind Sie aufgefordert, mit abzustimmen. Schicken Sie uns eine E-Mail und lassen Sie uns wissen: Nö, jetzt isses auch mal gut. Oder: Doch, ein paar Geschichten, das ertragen wir noch. Ihre Teilnahme wird ernsthaft belohnt, das hier ist keine Kaffeefahrt – attraktive Preise warten auf Sie! Mit Zertifikat!

Es liegt nun in Ihrer Hand...

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