Das Kind
Erzählungen von Rainer Kolbe

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Folge zweiundachtzig
Chaos und Schöpfung

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.

So steht’s geschrieben, und genau so erleben wir es auch heute noch zum Tagesbeginn, wenn die Sonne sich strahlend über den weiten Horizont der Schöpfung müht, denn siehe, es ward Licht. Auch wenn wir das Zimmer einer Fünfjährigen betreten (oder es zumindest versuchen), werden wir erinnert an den ersten Tag allen Seins, denn siehe, das Zimmer ist wüst, es ist finster unter dem Bette, der Geist des Kindes schwebt über allem.

Wenn das Kind dann noch sagt „Ich weiß GAR nicht, was ich spielen soll?!“, dann ist es wieder an der Zeit, das Kinderzimmer aufzuräumen. Denn im totalen Chaos verliert so ein kleiner Mensch ganz leicht den Überblick und alle Lust: Nichts ist auffindbar, nichts kann getan werden, nichts macht Spaß. Das ist bei einem Erwachsenen ja ganz genauso. Und ist das Leben nicht manchmal wie ein Kinderzimmer? Erinnern Sie sich doch an Ihre wilden Zeiten, an multiple Lieben und an Gefühlschaos!? Oh, Sie stecken mittendrin, entschuldigen Sie bitte.

Für Ihre multiplen Lieben sind Sie zuständig, für das Kinderzimmer bin ich zuständig. Und mache mich also daran und scheide das Oben vom Unten, das Feste vom Flüssigen, auch sortiere ich alles Getier und alle Puppen voneinander.

Der Herr hat die Welt erschaffen, er hat sie uns geordnet – und wahrscheinlich versucht er das auch weiterhin. Schöpfung heißt die Dinge sortieren. Heißt aufräumen. Gott sei Dank bin ich nicht Gott. Denn wenn ich schon an der Schwelle der Türe eines einzigen Kinderzimmers ins strauchelnde Wanken gerate, wie muss sich Gott erst gefühlt haben angesichts des anfänglichen gesamtheitlichen Tohuwabohus? Oder gar heute? Eben.

Mit der Schöpfung hat Gott Ordnung in die Welt gebracht, für uns. Hier das Licht, dort die Finsternis, hier das Wasser, dort das Land. Hier Und alles konnte zu leben, also: zu spielen beginnen. Das Schöne ist, dass das Kind beim Aufräumen mithilft. Da das Lego, dort die Puppen, hier das Playmobil, dort die Malsachen. Der Nutznießer der Schöpfung legt selbst Hand an!

Schön wäre es, wenn wir Menschen auch unserem Gott helfen beim Ordnen und täglichen Neuschöpfen. Wenn wir ihm helfen, ein wenig Ordnung in seine, in unsere Welt zu bringen. Dann könnten wir unbeschwerter in ihr spielen und leben.

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Angeregt durch diese Zeilen wollen Sie gleich heute in Ihrer Kemenate aufräumen. Licht in die Dunkelheit bringen. Tun Sie es! Und finden Sie die Folge letzter Woche: Am morgigen Freitag ist Einsendeschluss für das Gewinnspiel der Nordelbischen, drei mal zwei Theaterkarten für das Stück „Unter Spielplatzmütter“ im Altonaer Theater.

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Es steht allerdings geschrieben: Geben ist seliger als nehmen. Räumen Sie Ihre Kemenate bis auf den tiefsten Grund auf! Finden Sie die Folge, in der ich Sie um Ihre Unterstützung bat für das Kinderhospiz Sternenbrücke in Hamburg. Es ist – moderat formuliert – noch Platz auf dem Spendenkonto. Bitte: Helfen Sie mir und meiner Familie, anderen Familien zu helfen! (Stiftung Sternenbrücke, Konto 505145, BLZ 210 602 37, Spendenzweck: Nordelbische)

Also: aufräumen, spenden und ins Theater gehen. Wir haben viel Schöpferisches vor in diesen Tagen!

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