Das Kind
Erzählungen von Rainer Kolbe

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Folge achtundvierzig
Vaterschaftstest

Da ist sie, Ihre Lütte. Süß, nicht? Und Sie sind stolzer Papa! Sind Sie sicher...? Also, sind Sie sicher, dass SIE es sind...? Machen Sie den Vaterschaftstest! Jetzt und hier, umsonst und ohne, äh, Speichelprobe. Liebe Leserinnen, Sie dürfen weiterblättern, denn das wird Sie hier sicher gar nicht interessieren.

Ein Hinweis noch aus juristischen Gründen: Sie dürfen diesen Test nicht heimlich machen! Heimliche Vaterschaftstests verstoßen gegen das Allgemeine Persönlichkeitsrecht des Kindes (Bundesverfassungsgericht, 13. Februar 2007, Aktenzeichen 1 BvR 421/05). Sprechen Sie also mit Ihrem Kind darüber. Sollte es seine Meinung noch nicht äußern können – „Babapfrrrllpf!!“ – so haben Sie es immerhin versucht.

Es geht los. Nehmen Sie einen Bleistift und seien Sie spontan: Antwort A oder B oder C:

Das Kind steigt weinend und mit verdreckten Klamotten aus dem Kindergartenbus. (A) Sie brüllen rum, wieso es sich so vollgesaut hat und wer das alles waschen soll. (B) Sie trösten das Kind und fragen es, ob es keine Eltern hat, die sich um es kümmern. (C) Sie drehen sich etwas zur Seite, damit die Busfahrerin nicht sieht, wie verdreckt Ihre Klamotten sind.

Das Kind berichtet, dass Leila GAR nicht mehr ihre Freundin sein will. (A) Sie rufen die Mutter von Leila an und machen sie zur Schnecke, damit sie Leila zur Schnecke macht. (B) Sie trösten das Kind und erklären ihm, dass Freunde nicht das Wichtigste sind im Leben. (C) Sie treffen sich mit der Mutter von Leila, weil Sie auch mal wieder eine Freundin haben wollen.

Wie heißt die Lieblingsfigurine Ihres Kindes? (A) Baby Blocksbär. (B) Prinzessin Legofee. (C) Barbie Baumeister.

Sie bereiten das Frühstück für Ihre Lieben. Welche Verteilung macht alle glücklich? (A) Gurke für die Meerschweinchen, Diätkeks für den Hund, Leberwurstbrot für das Kind. (B) Gurke für den Hund, Diätkeks für das Kind, Leberwurstbrot für die Meerschweinchen. (C) Gurke für das Kind, Diätkeks für den Hund, Leberwurstbrot auch für den Hund, Meerschweinchen auch für den Hund.

Sie nehmen mit Ihrem Kind am Abendmahl teil. Als die Liturgin mit dem Kelch naht, springt das Kind: „Mama!! Aaarm!!“ (A) Sie fangen den Kelch auf und übernehmen die Austeilung, dann geht das auch ein bisschen flotter voran. (B) Sie äußern Ihr Bedauern, keinen Schluck mehr von dem köstlichen Nass bekommen zu haben und gehen mit anderen Enttäuschten zum Frühschoppen in den Alten Krug. (C) Sie freuen sich über die wäschetechnische Herausforderung: Rotwein auf cremefarbener Kinderstrumpfhose.

Sie finden unter dem Kinderbett ein dreckiges wirres Knäuel, erkennen es aber sofort. (A) Es ist eine cremefarbene Kinderstrumpfhose. (B) Es ist eine geballte Ladung Hundehaare. (C) Es ist ein Meerschweinchen.

Sie sitzen mit dem Kind im Linienbus. Der Bus ist knallvoll, bis zu Ihrer Haltestelle sind es noch elf Minuten. Das Kind äußert mit kräftiger Stimme: „Papa, ich muss mal kacken!!“ (A) Sie rücken etwas ab, um den anderen Fahrgästen zu zeigen, dass Sie dieses Kind praktisch nicht kennen. (B) Sie bleiben locker: „Mach doch!“. (C) Sie steigen an der nächsten Haltestelle aus, um das Kind auf den Mülleimer am Bushaltestellenmast zu setzen.

Das Kind müfft. Welchen kleinkindlichen Körperteilen sollten Sie eine gewisse hygienische Aufmerksamkeit zukommen lassen? (A) Den Zähnen und den Ohren. (B) Den Füßen und dem Po. (C) Nichts von all dem, denn die Mutter kommt ja schon in fünf Tagen von ihrer Fortbildung zurück.

Das war’s schon! Zählen Sie Ihre As und Ihre Bs und Ihre Cs. Und in der nächsten Ausgabe erfahren Sie an dieser Stelle auf dieser Seite, ob Sie der echte Papa sind. Oder wenigstens ein echter Papa.

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